Prof. Dr. Ronny Fürst

“Deglobalisierung: Risiko oder Rettung?” Ein Rückblick auf das 8. AKAD Forum

Zwischen Optimismus und Schreckensszenarien bewegte sich das diesjährige Wissenschaftsforum der AKAD University und des Absolventenvereins AKADalumni. Referiert und diskutiert wurde am 29. Oktober über das spannende Thema „Deglobalisierung: Risiko oder Rettung?“ in seinen ökonomischen, kulturellen und technologischen Perspektiven. Damit nutzte die Fernhochschule die Expertise ihrer drei Fachbereiche für die Veranstaltung: der School of Business Administration & Management, der School of International Communication & Culture und der School of Engineering & Technology Management. Beim AKAD Forum kamen Studierende, Absolventen und Professoren mit Wirtschaftsexperten im Kultur- und Bürgerhaus in Stuttgart-Feuerbach zusammen.

„Als wir uns Anfang des Jahres nach intensiven Diskussionen für das Thema ‚Deglobalisierung: Risiko oder Rettung?‘ entschieden hatten, ahnten wir noch nicht, was für eine enorme Dynamik und gesellschaftliche Relevanz dieses Thema im Laufe des Jahres noch erhalten würde“, berichtete der CEO der AKAD University, Prof. Dr. Ronny Fürst, bei der Eröffnung des 8. AKAD Forums. Schon das Grußwort von Dr. Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, verdeutlichte die aktuelle Brisanz des Themas: Zwischen Brexit-Referendum und zunehmendem Populismus in Gesellschaft und Politik müsse sich Europa kontinuierlich mit den Treibern der Deglobalisierung auseinandersetzen. Schulz betonte die Bedeutung eines kritischen Diskurses, für den Plattformen wie das AKAD Forum unerlässlich seien. Kritik an der Globalisierung sei richtig und wichtig, aber: „Globalisierungskritik, ebenso wie EU-Kritik darf niemals zur Abschottung führen. Wer gestalten will, muss mitreden. Wer mitreden will, darf sich nicht der Debatte, der Verhandlung, sogar des Streits entziehen.“ In der heutigen komplexen Welt liege die Lösung nicht im Rückzug in die eigenen Staatsgrenzen, so Schulz, und durch eine Renationalisierung der Wirtschaft sei nichts zu gewinnen.

Keynote des LBBW-Chefvolkswirts: 3D-Druck bedroht baden-württembergische Maschinenbauer

Die anschließende Keynote der Veranstaltung warf ein anderes Licht auf das Thema. Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg, betonte, dass der Welthandel seiner Meinung nach ein Plateau erreicht habe und in manchen Bereichen in den vergangenen Jahren sogar schon zurückgegangen sei. Diese Entwicklung könne sich sogar noch verstärken: Durch die Automatisierung könnten globale Wertschöpfungsketten wieder kürzer werden.

Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg,

Denn aufgrund der Automatisierung spielten der Einsatz von Mitarbeitern und damit die Lohnkosten eine immer geringere Rolle. Eine Verlagerung von Fertigungen oder einzelnen Fertigungsschritten zur Optimierung der Lohnkostenbestandteile an den Gesamtproduktionskosten seien deswegen für immer mehr Branchen nicht mehr attraktiv. Das rein lohnkostengetriebene Outsourcing von Fertigungsschritten in Niedriglohnländer könnte dadurch wieder abnehmen, die Produktion in Hochlohnländer wie Deutschland zurückkehren.

Für Optimismus sei dennoch kein Platz. Nicht nur würden durch das Zurückholen solcher hochautomatisierter Fertigungen in Deutschland kaum Arbeitsplätze geschaffen. Eine weitere destruktive technische Entwicklung könnte sogar massiv zu einer Verlagerung der Produktion direkt an den Standort des Kunden führen: der 3D-Druck. Gerade für das Exportland Deutschland könnte dies dramatische Auswirkungen haben. Der Export von Gütern könnte zu großen Teilen abgelöst werden vom reinen Versenden von Daten. Einige Teilnehmer des AKAD Forums schluckten nervös, als Burkert feststellte: Mit am schlimmsten könnte es sogar die baden-württembergischen Maschinenbauer treffen. Wenn Teile gedruckt werden, wer benötigt dann noch Dreh- und Fräsmaschinen aus Baden-Württemberg?

Gerade Geringqualifizierte seien die Verlierer dieses Prozesses, der damit auch in Europa zu einer Herausforderung für die Mittelschicht werde, so Burkert. Die Lösung für den Einzelnen und die Gesellschaft als solche bestehe in Bildung und Weiterbildung, deren Bedeutung daher gar nicht überschätzt werden könne.

Mauern und Brücken: Workshops der School of Communication & Culture

Wer die Keynote mit einem mulmigen Gefühl verließ, konnte in den Workshops wieder auf andere Gedanken kommen – oder die Deglobalisierung zumindest noch einmal aus anderen Perspektiven betrachten. Im englischsprachigen Workshop von Prof. Dr. Torsten Bügner, Rektor der AKAD University und Leiter der School of International Communication & Culture, ging es um das Thema „Walls and Bridges: International Business Communication between Globalization and Deglobalization”. Bügner führte aus, dass durch die Globalisierung der Wirtschaft die Tendenz bestehe, dass Angehörige einer bestimmten Kultur ihre kulturelle Identität immer stärker zu bewahren suchen. Häufig sei auch die internationale Geschäftskommunikation stark von diesem Wunsch nach kultureller Differenzierung geprägt – und viel weniger durch unterschiedliche Ansichten bezüglich Qualität, Preis oder Service. Im internationalen Management nähme interkulturelle Kompetenz darum eine Schlüsselrolle ein, um Verhandlungen zum Abschluss zu führen und Beziehungen zu pflegen, so Bügner. Im Workshop „Wachstum, Politik und unternehmerische Verantwortung“ lud die Unternehmerin Dagmar Bornemann ihre Teilnehmer ein, sie auf eine Reise von Deutschland nach Großbritannien, in die USA und zurück zu begleiten. Sie gab Einblicke in Funktion und Unterschiede der Rechtssysteme und warf einen Blick auf unterschiedliche Freiheitsbegriffe sowie die Entstehung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Zur unternehmerischen Verantwortung gehöre auch das Eintreten für die repräsentative Demokratie und gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, so das Plädoyer der Unternehmerin.

Mehr als Technologie-Export: Workshop der School of Engineering & Technology Management

Prorektor Prof. Dr. Wolfgang Frohberg beschäftigte sich in seiner Veranstaltung mit dem Thema „Technology made in Germany – was erwartet die Welt von uns und wie agieren wir“. Er stellte vor, wie Kulturen scheinbar immer dichter zusammenrücken und sich doch immer mehr abgrenzen. Gleichzeitig lasse die globale Vernetzung physikalische Entfernungen verschwinden. Frohberg zeigte anhand zweier Beispiele, wieso es mehr bedarf als wissenschaftlicher Exzellenz und Ingenieurskunst, um beabsichtigte Wirkungen zu erzielen. Der rigorose Export der eigenen Kultur funktioniere nicht mehr.

Unterhaltung und Verantwortung: Workshops der School of Business Administration & Management

„Globalisierung und Deglobalisierung: Cui bono?“ fragte Prof. Dr. Robert Rossberger in seinem Vortrag. Differenziert betrachtete er dabei zuerst die konkreten Auswirkungen auf Arbeitskräfte, Haushalte, Unternehmen, Branchen und globale Standorte. Basierend auf Fallstudien zur Europäische Union und dem Brexit wurden mögliche Zukunftsszenarien und deren Auswirkungen abgeleitet, beispielsweise für die Freihandelsabkommen TTIP und CETA. Zuletzt wurde das Thema des AKAD Forums vor dem Hintergrund Karl Poppers „Offener Gesellschaft und ihrer Feinde“ und der Theorie des Balance Management kritisch hinterfragt. Gemäß dem Sprichwort „Du bist, was Du isst“ spiegeln sich gesellschaftliche Entwicklungen und Veränderungen in den Werten auch immer am Lebensmittelkonsum. Aktuell lässt sich ein Trend zu regionalen Lebensmitteln erkennen, mit dem sich Prof. Dr. Torsten Olderog in seinem Workshop beschäftigte. Unter dem Titel „Regionaler Genuss statt globaler Ernährung – worum es bei regionalen Lebensmitteln wirklich geht und worauf es für Anbieter ankommt“ zeigte er, dass bereits die Definition von Regionalität aufgrund der starken emotionalen Bezüge große Probleme bereitet. Nach einer konzeptionellen Einordnung verschiedener Ansätze ging es um Management-Ansätze für Anbieter. Diese sollten vor allem den enormen emotionalen Dimensionen von Regionalität gerecht werden. Der Professor verdeutlichte dabei auch, dass rationale Vorteile der Regionalität – beispielsweise die Energiebilanz – teilweise problematisch sind. Den Rahmen des Vortrags „Change Management und Globalisierung – perfekte Symbiose?“ bildete eine anonymisierten Online-Umfrage unter den Workshop-Teilnehmern. Zu Beginn und zum Ende des Workshops wurden sie jeweils nach ihrer persönlichen Einstellung zur Globalisierung und zum Change Management gefragt. Dazwischen diskutierte der Unternehmer Gerhard Wächter mit ihnen Zahlen zur Akzeptanz der Globalisierung und stellte ein Prozessmodell für Veränderungen vor. Anhand eines internationalen IT-Projektes konnte der Referent die Anwendbarkeit eines integrierten Change Managements exemplarisch aufzeigen. Im Laufe des Workshops nahm die positive Haltung der Teilnehmer zur Globalisierung von 76% auf 85% zu. Dass Change Management bei globalen Projekten helfen kann, glaubten zu Beginn 86% und am Ende der Veranstaltung 92% von ihnen. In seinem Vortrag „Talentmanagement in stürmischen Zeiten“ erarbeitete Prof. Dr. Wolfgang Bohlen mit den Teilnehmern die derzeit wichtigsten personalwirtschaftlichen Herausforderungen. Dazu gehören laut Bohlen die demografische Entwicklung und der verschärfte Wettbewerb der Unternehmen um die Ressource Personal. Auch die Internationalisierung der Unternehmen und die Digitalisierung seien Teil der Herausforderungen, so Bohlen. Letztere erforderten eine systematische und nachhaltige Qualifizierung bei oft knappen Zeit- und Budgetbedingungen.

Gruppenfoto vom 8. AKAD Forum

Prof. Dr. Daniel Markgraf behandelte das Workshop-Thema „We love to entertain you – Storytelling als Schlüssel zur regionalen Zielgruppe in einer globalisierten Welt“. Aus der Entwicklung vom globalen Verkäufermarkt zum globalen Individualmarkt resultierten Spannungsfelder, so Markgraf. Storytelling ermögliche die individuelle Ansprache des Kunden in einer von globalisierter Massenfertigung geprägten Welt. Anhand von Werbebeispielen wie TUI, BMW oder Sixt wurde dabei sowohl die Struktur einer erfolgreichen Geschichte aufgezeigt als auch die regionalen und internationalen Möglichkeiten zur individuellen Kundenansprache.

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